Zwischen den verschiedenen Financial Lines bestehen untrennbare Zusammenhänge. Wir kümmern uns für Sie um die wichtigen Abstimmungsprozesse. Das ist schwierig und bereitet auch den Versicherern Probleme. Kaum ein Versicherer bietet alle Produkte an. Nicht jedes Angebot entspricht zumindest dem Marktstandard. Die Produkte sind nicht aufeinander abgestimmt, obwohl sie viele Schnittstellen haben. Denn bei allen Produkten gehen anderweitige Versicherungen vor, die näher am Schaden sind. Die Allgemeinen Versicherungsbedingungen werden im Schnitt alle zwei Jahre überarbeitet und dabei gibt es auch Verschlechterungen. Die Begriffe und der Produktaufbau sind uneinheitlich. Der Verkauf neuer Deckungskomponenten erfolgt stets unter Hinweis auf aktuelle Schadenerfahrung in der Praxis. Das ist manchmal leider nur eine Behauptung, die für die Versicherten teuer werden kann. Wir sind für Sie seit Jahrzehnten bemüht, dies einfach und sehr gut zu machen und Ihnen Irritationen zu ersparen. Unsere Spezialprodukte für unsere Kunden dienen manchem Versicherer als Vorlage für seine nächste Produktüberarbeitung.
Financial Lines: weit gestreute Zuständigkeiten
Zuständigkeit | für | Financial Lines Produkt und Schaden |
Kreditversicherer | VertrauensschadenV | |
Rechtsschutzversicherer | Straf- & ManagerrechtsschutzV AGG-Rechtsschutz | |
Haftpflichtversicherer in Deutschland | Directors & Officers | |
Haftpflichtversicherer in USA/UK | Employment Practices Liability
Pension Trust Liability |
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Sach-/Elektronikversicherer | CyberV | |
Schadenversicherer USA, UK | Kidnapping- & ErpressungsV in Zusammenarbeit mit weltweiten Sicherheitsdienstleistern auch bei Cyberrisiken | |
Versicherer USA, UK | Financial Lines Kombinationsprodukte | |
Berufshaftpflicht | VermögensschadenV für Unternehmen |
Die Worte „Produkt und Schaden“ stehen für die jeweils getrennten Abteilungen. In den Financial Lines ist der Aufwand an Koordination und Kommunikation extrem hoch. Dass es sich hierbei um eine „Chefsache“ handelt, kommt erschwerend hinzu. Wir haben damit viel Erfahrung und davon können Sie nur profitieren.
Wenn wir als Makler für Sie die Financial Lines betreuen, versprechen wir Ihnen damit, Ordnung in diesem dynamischen Durcheinander zu schaffen. Wenn wir uns mit Ihrer D&O beschäftigen, verbringen wir die Hälfte unserer Zeit mit den Financial Lines Schnittstellen, Lücken und Missverständnissen:
- Lücken in der Darstellung Ihres Gesamtrisikos
- Lücken bei der Darstellung der Versicherbarkeit
- Placebo-Mitversicherung in vorhandenen Policen (z.B. Einschluss der Pension Trustee Deckung in die D&O‑Police)
- Fehlende Policen
- Doppelversicherungen
- Verweigerte Schadenregulierung unter Hinweis auf vorrangige anderweitige Versicherungen – hier also andere Financial Lines
- Fehlen der Synchronisation zwischen den Policen (unterschiedliche Tochterunternehmensdefinitionen, unterschiedliche zeitliche Bestimmungen)
- Spartenabgrenzungen in den vorhandenen Policen werden nicht erkannt, nicht angepasst und oft auch nicht berichtet.
Der Kommunikationsbedarf besteht auf allen Ebenen von den Vorlagen für den Vorstand und die Geschäftsleitung bis hinab zur Diskussion über die Zuordnung der Rechnungsbelege mit den Schadensachbearbeitern der Versicherer.
Warum ist das so verworren aufgestellt? Warum gibt es keinen gut abgestimmten Financial Lines Versicherungsmarkt in Deutschland? Das würde Verbesserungen in allen Aspekten zur Folge haben und zu besseren Produktstandards, schnellerem Service, umfassenderem Know how bei der Beratung und im Schadenfall, Kostendämpfung und mehr Zufriedenheit führen. Die Antwort ist einfach und ändern wird sich an dem Durcheinander und den Lücken erst einmal kaum etwas. Denn die D&O‑Versicherung steht erst seit kurzer Zeit im Zentrum der Financial Lines. Die D&O ist eine junge Sparte. Der Aufbau einer Versicherungssparte dauert Jahrzehnte. Mit der Schadenerfahrung wird dann das Bedürfnis nach einer Koordination erst viele Jahre später erkennbar. Und die Notwendigkeit von Koordination und Lückenschluss ist dann erst der Anfang eines mühsamen und langwierigen Prozesses. Das Change Management gegen den Besitzstand bei den Versicherungsabteilungen ist erfahrungsgemäß langsam. Diese Arbeit ist in Deutschland zu leisten. Die Innovationsgeschwindigkeit bei den Financial Lines ist hingegen hoch und nimmt zu. Die Innovationen kommen überwiegend aus den USA. Die Financial Lines sind ein Aspekt der Dynamik des amerikanischen Finanzmarktes. Insbesondere die Directors & Officers Versicherung ist hier in einem Zusammenhang mit dem Shareholder Value, der Compliance und der Corporate Governance zu sehen. Schlankere Bilanzen und damit eine höhere Anfälligkeit für Vermögensschäden bei gleichzeitig wachsenden Anforderungen an die Finanzberichterstattung sind der Motor der Financial Lines.
Wann und wo bei den Versicherern in Deutschland und bei den Maklern einzelne Financial Lines aufgebaut wurden, ist sehr unterschiedlich. Es muss nicht notwendig dort passiert sein, wo die Kenntnis vom Risiko am höchsten war. Ist aber erst einmal eine Zuständigkeit begründet, wird diese auch verteidigt. Die Vertrauensschadenversicherung ist ein Annexprodukt des Bereichs Kreditversicherungen. Die Top-Manager-Rechtsschutzprodukte sind bei den Rechtsschutzversicherungen angesiedelt. In den Abteilungen für die Industrie-Haftpflichtversicherung oder die Berufshaftpflichtversicherung begann der Einstieg in die D&O‑Versicherung. Für EPL bzw. AGG-Policen wächst der Bedarf bei rein deutschen Risiken erst langsam. Auch für die Fiduciary- bzw. Pension Trust Liability entsteht in Deutschland erst allmählich ein Interesse. Erst 2000 wurden die Rückstellungen für die Altersversorgung aus den Konzernbilanzen in Pensionssondervermögen ausgegliedert. Die Organhaftungsrisiken und die Risiken aus dem Tagesgeschäft werden mit zunehmender Anzahl der Pensionäre und schrumpfenden Zinseinkünften steigen. Die Verschlechterung dieses Risikos ist von den Lebensversicherungen her bekannt. Gute deutsche Produkte mit weltweiter Geltung sind in den Sparten Employment Practices Liability und Pension Trust Liability noch selten. In Deutschland ist letztlich die Versicherung von Lösegeld-Risiken nur sehr eingeschränkt möglich. Auch die D&O‑Versicherung trifft nach wie vor in Deutschland auf Vorbehalte. Zuletzt trat dies 2009 bei der Einführung des Verbotes der selbstbehaltsfreien Mitversicherung von Vorständen in den Unternehmenspolicen der Aktiengesellschaften hervor.
Eine Risikoberatung ist ohne die ganzheitliche Einbeziehung der Financial Lines nicht mehr möglich. Nur über die D&O‑Versicherung zu sprechen, reicht heute nicht mehr. Ein Versicherungsfall in der D&O wirft stets auch die Frage auf, ob nicht auch andere Financial Lines Produkte betroffen sein könnten bzw. ob nicht deshalb mit einer Ablehnung des D&O‑Versicherungsschutzes zu rechnen ist, weil andere Produkte fehlen. Dann ist es aber zu spät. Das Zusammenspiel der verschiedenen Produkte erläutern wir Ihnen gerne anhand der aktuellen Fälle in der Tagespresse. Die sich über Jahre hinziehenden Haftungsfälle und die Fortsetzungsromane in den Medien zeigen immer wieder auf, warum eine D&O‑Versicherung alleine nicht ausreichen kann.